Wenn Stimmen verstummen: Wie Textnachrichten Leben im Weltraum und auf der Erde retten können
Am 1. und 2. Oktober 2025 führte der Lehrstuhl für Medizinische Informatik der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) in der LUNA Analog Facility in Köln die Kampagne „Asynchronous Delayed Assistance Procedural Test” (ADAPT) durch. LUNA wird gemeinsam vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) betrieben und bot mit seinem detaillierten Mondregolith-Testfeld und seinen Bodenkontrollanlagen optimale Bedingungen für diese interdisziplinäre Testkampagne.
Die ADAPT-Kampagne konzentrierte sich darauf, zu untersuchen, wie Instant-Messaging-Systeme die medizinische Entscheidungsfindung in Situationen unterstützen können, in denen die Sprachkommunikation eingeschränkt, verzögert oder nicht verfügbar ist.
Kommunikationsbeschränkungen sind eine zentrale Herausforderung bei Weltraumoperationen, insbesondere bei Planetenforschungsmissionen, bei denen lange Signalverzögerungen und Umweltbeschränkungen die Echtzeitkoordination zwischen der Besatzung und der Missionskontrolle beeinträchtigen.unabhängige Versorgung künftiger Astronautinnen und Astronauten sicherzustellen.
Während der Simulation wurde die Sprachverbindung der Besatzung zum Boden bewusst unterbrochen, sodass die gesamte Koordination und medizinische Unterstützung ausschließlich über Textnachrichten erfolgen musste. Die zentrale Forschungsfrage lautete: Können kurze, strukturierte Textnachrichten die Orientierung, das Tempo und die Sicherheit aufrechterhalten, wenn die Kommunikation beeinträchtigt ist?
Während der gesamten Kampagne arbeitete das EVA-Team an einem dynamischen Einsatzszenario, das sich von anfänglichen Probenahmen über einen simulierten medizinischen Notfall bis hin zu einer kontrollierten Evakuierung entwickelte. Unterdessen lieferte das Bodenteam, bestehend aus einem Crew-Kommunikator und einem medizinischen Offizier, über spezielle Chat-Schnittstellen Anweisungen, medizinische Ratschläge und Feedback zu den Abläufen. Im Rahmen der Testläufe wurden verschiedene Arten der Nachrichtenübermittlung evaluiert – dabei wurde die freie Textkommunikation mit vordefinierten, strukturierten Nachrichtenvorlagen verglichen, die darauf ausgelegt sind, Unklarheiten zu reduzieren und die Effizienz unter Stress zu verbessern.
Über ihre Relevanz für zukünftige Weltraummissionen hinaus haben dieselben Kommunikationsprinzipien auch klare terrestrische Anwendungsmöglichkeiten. Szenarien wie IT-Ausfälle in Krankenhäusern, Notfallmaßnahmen aus der Ferne oder Katastrophenmanagement können von ähnlichen strukturierten, textbasierten Koordinationsmethoden profitieren, wenn Echtzeit-Kommunikationskanäle unterbrochen sind. Dies zeigt einmal mehr, wie die Weltraumforschung direkt zur Verbesserung von Systemen und Sicherheit auf der Erde beiträgt.
Die gesammelten Chat-Protokolle, Zeitstempel und Aufzeichnungen aus der ADAPT-Kampagne werden derzeit einer detaillierten Analyse unterzogen. Ziel ist es, Nachrichtenmuster, Zeitverhalten und Übergabesignale zu identifizieren, die die operative Ausfallsicherheit verbessern, wenn die Kommunikationskanäle beeinträchtigt sind.